Wir Schweisfurths stammen ja aus einer alten, ins 19. Jahrhundert zurückreichenden westfälischen Metzgerdynastie (ab 1949 „Herta“) in Herten, mitten im Ruhrgebiet, und ich bin tatsächlich auch gelernter Metzger und bin stolz darauf.
Die Geschichte meiner Familie
Dem Vater war es immer wichtig, dass möglichst alle in der Familie eine handwerkliche Lehre machen, auch wenn man später studiert. „Mit Kopf und Hand und Herz“, das war immer sein Motto. Mal eine Sache in die Tiefe hinein verstehen. Wir haben uns halbwegs daran gehalten, es gibt Landwirte, Köche, Bäcker und Schneider in unserer Familie – und mal sehen, was noch alles dazukommt. Was mein Urgroßvater Ludwig Schweisfurth 1897 in Herten angefangen hatte, hat sich über die Jahrzehnte weiterentwickelt und alle Schattierungen der Fleischwirtschaft durchlebt: Handwerk, Industrie, die späteren Abhängigkeiten vom Handel, das Freistempeln und back to the roots – über 120 Jahre.
Der würdevolle Umgang mit unseren Nutztieren war und ist zentrales Thema. Auch noch zu Herta-Zeiten lebten wir als Kinder und Jugendliche unter Pferden, Hühnern und Rindern. Der Bezug zu den Tieren verändert den Menschen sehr. Ruhe und Geerdetheit entstehen. Vielleicht wären unsere Lebenswege und überhaupt alles anders verlaufen, wenn wir anders aufgewachsen wären.
Herta-Zentrale mit Arbeit von Rupprecht Geiger in den 70ern:

Nach Wirtschaftswunder und dem enormen Aufschwung Deutschlands in den 60er und 70er Jahren kamen also in den 80er Jahren die ersten Fragen auf: Wollen wir Wachstum um jeden Preis? Grundwasserüberlastungen, saurer Regen, Arbeitslosigkeit, anfällige multinationale Agglomerate, Ölkrise, … was noch in den 70er-Jahren die Menschen beflügelte, auch uns, nämlich Wachstum und Erfolg, wurde plötzlich relativiert. In dieser Phase hat mein Vater entschieden, das große Fleisch-Unternehmen zu verkaufen und neue Wege zu gehen. Eine Entwicklung in Qualität, auf der ganzen Linie, sollte vorherrschen. Nicht mehr Quantität. Das gute Leben, von dem wir heute in der neuen Krise gerne sprechen, umfasst die Natur, die Tiere den Menschen. Alle sollen gut leben. Dahin hat die Menschheit noch einen langen Weg zu laufen.
Neustart
Mit dem Verkauf von Herta und dem Neustart in Herrmannsdorf und Sonnenhausen in den 80er Jahren sind wir nun schon lange auf diesem neuen Weg. 1985 ging es hier los. Alle landwirtschaftlichen Flächen wurden auf Bio umgestellt, logisch. Keine Pestizide mehr, keine chemisch-synthetischen Dünger mehr, nur Natur. In der Bäckerei im Kapellsaal in Sonnenhausen wurde ab 1988 das erste Natursauerteig-Vollkornbrot gebacken – den Sonnenhausener Laib gibt es auch heute noch zu kaufen – und in den Katakomben unter Sonnenhausen waren die ersten Reifekeller für Rohmilchkäse. Im heutigen blauen Zimmer im Restaurant befand sich die Brennerei. Und der große Gastraum war unser erstes Schlachthaus.
Als in Herrmannsdorf alle Werkstätten eingerichtet waren, zogen diese Dinge rüber und Sonnenhausen bekam eine neue Bestimmung: Ein Ort der Begegnung, ein kleines aber feines Hotel zum Lernen und Runterkommen. Ganz langsam, Schritt für Schritt haben wir das Haus umgebaut: Wohnungen zu Gästebereichen und Dachböden zu Gästezimmern. Die Reithalle wurde 2012 saniert und zu unserem größten Veranstaltungsraum. Der Kochstall wurde als besondere Eventlocation in den ehemaligen Pferdeställen integriert und viele weitere schöne Gästezimmer entstanden. 2018 haben wir das Bauernhaus komplett saniert und für unsere Gäste zu einem warmen und künstlerischen Ort gemacht.
Herzlichst Ihr Georg Schweisfurth
